Wie bei jedem chirurgischen Eingriff können neben den allgemeinen Risiken für operative Eingriffe spezielle, für diese Operation typische Komplikationen auftreten:
- Primäre Transplantat Dysfunktion: Eine Funktionsstörung/-ausfall des neuen Transplantates tritt in ca. 8% der Lebertransplantationen auf und ist eine Folge von unterschiedlichen Spenderfaktoren (Spenderalter, Ausmaß der Verfettung des Transplantates, Dauer des Aufenthaltes auf einer Intensivstation vor Organspende, Dauer der Organkühlung zwischen Organspende und Transplantation, u.a.). Falls die neu transplantierte Leber sich nicht ausreichend oder zügig genug von der Transplantatdysfunktion erholt, kann eine notfallmäßige erneute Transplantation notwendig werden. Die Transplantatdysfunktion ist eine sehr ernste Komplikation und geht mit einer erhöhten Sterblichkeit.
- Thrombose der Leberarterie: Die Leberarterie versorgt das neue Lebertransplantat mit sauerstoffreichem Blut. Eine Verstopfung der Leberarterie durch ein Blutgerinnsel tritt in 2-5% nach Vollorgantransplantation auf. Bei Transplantation einer Split-Leber oder Leberlebendspende ist die Rate an Leberarterien Thrombosen ca. 8-10%. Bei einem plötzlichen Verschluss kommt es zu Schäden des Lebertransplantates die ggf. eine erneute Transplantation erforderlich machen. Ein schleichender Verschluss der Leberarterie bewirkt häufig Komplikationen im Bereich der Gallengänge, welche eine erneute Operation oder auch Transplantation erfordern können.
- Thrombose der Pfortader: Der Verschluss der Pfortader, welche Blut von Darm, Milz und Bauchspeicheldrüse zur Leber führt ist eine sehr seltene Komplikation, die nur in wenigen Fällen eine erneute Intervention oder Transplantation erfordert.
- Gallengangskomplikationen kommen als Gallengnagsstrikturen oder –leckagen vor und betreffen ca. 15% der Vollorgantransplantationen und bis zu 40% der Split- oder Leberlebend Transplantationen:
- Gallengangsstriktur: Die Gallengengsstriktur beschreibt eine narbige Verengung der Gallengänge, mit teilweiser oder vollständigem Verschluss und Aufstau der Galleflüssigkeit. Hautsächlich tritt dies an der Naht zwischen Spender- und Empfängergallengang auf und kann zumeist durch endoskopische Maßnahmen (Aufdehnung und Platzierung eines Gallengangsstents behoben werden. Seltener kommt es an multiplen Stellen des Gallengangsystems zu Strikturen, was auf eine unvollständige Konservierung der Leber oder eine arterielle Durchblutungsstörung der Gallengänge zurückzuführen ist. Beim wiederholten Auftreten von Strikturen der Gallengangsverbindung von Spender und Empfänger kann eine erneute operative Maßnahme erforderlich sein.
- Galleleckage: Diese Komplikation tritt ebenfalls am Häufigsten an der Verbindung von Spender und Empfängergallengang auf und geht zumeist auf eine Minderdurchblutung der Gallengangsenden zurück. Die Behandlung ist in der Regel die Schienung durch ein in den Gallengang eingebrachten Stent, welcher die Leckage abdichtet und eine Ausheilung ermöglichen soll. In manchen Fällen ist ein weiterer operativer Eingriff zur Sanierung notwendig.
- Blutung/Nachblutung: Dies ist eine typische Komplikation aller chirurgischen Eingriffe, jedoch nach Lebertransplantation aufgrund des ausgedehnten Eingriffs besonders relevant. Die Leber ist außerdem der Hauptbildungsort von Faktoren der Blutgerinnung und nach Transplantation kann es manchmal noch einige Tage dauern bis die neue Leber diese Aufgabe vollständig erfüllen kann. Bei den meisten Transplantationen kommt es zu einer geringen Blutung, die eine Bluttransfusion erfordert. Handelt es sich um eine stärkere oder plötzliche Blutung kann in bis zu 10% der Fälle eine erneute Operation zur Blutstillung bzw. zur Entfernung des Blutergusses erforderlich sein.
- Infektionen: Wundheilungsstörungen oder –infekte sind ebenfalls ein Komplikation aller chirurgischen Eingriffe. Nach einer Lebertransplantation besteht darüber hinaus ein gesteigertes Risiko von Wundheilungsstörungen und Infektionen der Bauchhöhle, besonders wenn eine Blutansammlung oder Galleverhalt (nach Leckage) vorliegt. Durch die medikamentöse Dämpfung des Immunsystems in Zusammenhang mit der vorausgegangen Leberfunktionsstörung vor Transplantation besteht ein deutlich erhöhtes Infektionsrisiko. Eine umgehende Therapie mit Antibiotika und ggf. eine Drainage des Infektionsherdes durch radiologische Drainageneinlage oder erneute Operation können notwendig sein um ein Fortschreiten der Infektion zu verhindern.