Als Erreger chronischer Virushepatitiden sind derzeit mindestens vier Hepatitisviren bekannt. Dies sind Hepatitis B-Virus (HBV), Hepatitis C-Virus (HCV), Hepatitis D-Virus (HDV) und Hepatitis E-Virus (HEV). Wegen Ihrer grossen epidemiologischen und klinischen Bedeutung werden nachfolgend Hepatitis-B- und -C-Infektionen näher vorgestellt.
Die Therapie der chronischen Virushepatitiden ist in den letzten Jahren aufgrund neuer Pharmaka und Therapieregime komplexer geworden. Bei der chronischen Hepatitis B ebenso
wie bei der chronischen Hepatitis C gehen in die Therapieentscheidungen zunehmend individuelle Patientencharakteristika des Therapieansprechens und Infektionsverlaufs ein. Zudem wurden speziell bei der chronischen Hepatitis C Ende 2011 neue Substanzen zugelassen, welche die Heilungsraten der Patienten deutlich erhöhen.
Grundsätzlich handelt es sich bei der Virushepatitis B und C um blutübertragene Viren, die bevorzugt die Leber befallen und dadurch eine Entzündung der Leber auslösen können. Wird diese Entzündung chronisch, so kann es zu einer fortschreitenden Vernarbung (Fibrosierung) der Leber kommen, im schlimmsten Fall sogar zur Entwicklung einer Leberzirrhose oder von Leberkrebs. Um diese gefährliche Entwicklung frühzeitig zu verhindern ist es sinnvoll, die Infektion zu diagnostizieren und den Grad der Vernarbung bzw. eine rasch fortschreitende Vernarbung rechtzeitig zu erkennen. In diesen Fällen ist dann eine antivirale Therapie indiziert. Bei der Virushepatitis B gelingt es damit selten, das Hepatitis B-Virus dauerhaft zu eliminieren, jedoch kann man die Virusmenge erfolgreich reduzieren bzw. unter Dauertherapie unter die Nachweisgrenze supprimieren. Bei der Virushepatitis C ist dagegen eine Heilung mit dauerhafter Viruselimination ein realistisches Therapieziel, das mittlerweile bei vielen Patienten erreicht werden kann. Detaillierte Informationen zur Epidemiologie, dem Verlauf und den Therapiemöglichkeiten bei Virushepatitis B und C geben die beiden nachfolgenden Kapitel.